Hallenumbau Blaue Stunde im Berliner Spreepark
Strebenspiel in Enzianblau
Im Rahmen der Revitalisierung des Berliner Spreeparks entstand mit dem Projekt Blaue Stunde eine architektonische Intervention: Das Planungsteam des Berliner Büros modulorbeat wandelte die ehemalige Mero-Halle, ein Industriebau aus dem Jahr 1969 und ehemaliges Schnellrestaurant, in einen vielseitigen Kunst- und Kulturraum um. Das Projekt zeichnet sich durch seine offene Nutzung und reduzierte Gestaltung aus, in deren Zentrum das Spiel aus Licht, Schatten und Farbe steht. Die ehemalige Halle soll zu einem Ort der Begegnung und der kreativen Entfaltung werden.
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Viel Zukunft für einen geschichtsträchtigen Ort
Das durch Grünberlin geleitete Umbau- und Stadtentwicklungsprojekt im Spreepark Berlin strebt seit 2016 eine Transformation des historisch und kulturell bedeutenden Ortes an. Ursprünglich als Kulturpark Plänterwald im Jahr 1969 eröffnet, durchlebte er seit dem Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989 mehrere Phasen der Veränderung. Nach einer Zeit der Vernachlässigung, in der die Natur das Gelände sukzessive zurückeroberte, wird der Park nun mit einem neuen Konzept reaktiviert, das Kunst, Kultur und Natur in einem historisch aufgeladenen Raum vereint. Besonders hervorzuheben sei in diesem Zusammenhang die Sanierung des Eierhäuschens: Das über 100 Jahre alte Restaurant wurde nach umfangreichen Erhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen im Frühjahr 2024 als Gastronomie- und Kunstort wieder eröffnet. Auch das Riesenrad, das sich seit der Eröffnung des Freizeitparks über den mäandernden Wasserläufen des Geländes erhebt, soll nach einer gründlichen Renovierung wieder zur Hauptattraktion des Spreeparks werden und als Landmarke sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft des Areals symbolisieren.
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Neues Leitmotiv für einen Klassiker der Stahlkonstruktion
Im Rahmen eines kreativen Forschungsprojekts wurde das Team von modulorbeat mit der Aufgabe betraut, die verborgenen Potenziale der ehemaligen Mero-Halle zu erkennen und nutzbar zu machen. Als Leitmotiv diente die Idee der „Blauen Stunde“. Diese Zeitphase der Dämmerung am Abend oder am Morgen beschreibt einen Moment des Übergangs, in dem sich die Wahrnehmung der Umgebung durch das einzigartige natürliche Licht verändert. Ähnlich, wie die farbintensive Lichtstimmung den Wechsel von Tag zu Nacht und umgekehrt beschreibt, soll sie auch metaphorisch die Transformation des stillgelegten Parks zu einem öffentlichen und belebten Raum widerspiegeln.
Die Konstruktion der Halle basiert auf dem namensgebenden Mero-Stahlsystem, das durch die Verbindung von Stahlstreben mit dem sogenannten Meroknoten ein stabiles Strebennetz bildet. Vor ihrer Renovierung befand sich die Halle in schlechtem Zustand. Zahlreiche Wandverkleidungen fehlten, das Dach wies an verschiedenen Stellen Lücken auf und durch Risse und Spalten der etwa 1.800 Quadratmeter großen Betonbodenplatte drang Vegetation.
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Eine Farbe, die in der Natur kaum vorkommt
Im Zuge der Umbauarbeiten, beschlossen die Planenden, sämtliche Wand- und Dachverkleidungen zu entfernen und das Gerüst der Stahlkonstruktion freizulegen. Stahlträger und -stützen wurden ertüchtigt und erhielten einen auffälligen Korrosionsschutzanstrich in Enzianblau – einer Farbe, die in der Natur nur sehr selten vorkommt. Die leuchtend blaue Farbe verleiht der Halle ein lebendiges Erscheinungsbild, schafft eine einladende Atmosphäre und bildet einen interessanten Kontrast zum natürlichen Grün des umgebenden Parks.
Die Blaue Stunde nutzt die offene Struktur und großzügigen Dimensionen der ehemaligen Halle, um einen vielseitigen Raum für verschiedene kulturelle und künstlerische Veranstaltungen zu schaffen. Der Einsatz von leichten, modularen Elementen und temporären Installationen macht die ursprüngliche Architektur der Halle sichtbar und erfahrbar; gleichzeitig entstehen neue, dynamische Raumerlebnisse.
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Das Spiel mit Licht und Schatten
Innerhalb der blauen Struktur bieten Sitzbänke einen Ort zum Entspannen, Beobachten und Lauschen. Zwei überdachte Bereiche schützen nicht nur vor Regen und Sonnenschein, sondern erzeugen auch ein Spiel aus Licht und Schatten. An einzelnen Stellen schaffen Vorhangelemente geschützte Bereiche und lassen die Grenze zwischen Innen- und Außenraum verschwimmen. Die transparenten Gewebe erlauben leichte Durchblicke, während sie gleichzeitig als Sonnenlicht-Filter dienen. Zusätzlich eingepflanzte Büsche und Gräser in bereits vorhandenen Öffnungen der Bodenplatte wecken Assoziationen an eine symbiotische Verbindung zwischen Architektur und Natur.
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Neue Impulse und kulturelle Vielfalt
Die Kombination aus Erhalt des Bestehenden und Integration von Neuem fordert Besuchende des Geländes zum Andenken an die Geschichte des Spreeparks auf und trägt gleichzeitig zu seiner zukünftigen Aufwertung bei. Die Planenden sowie Grün Berlin erhoffen sich, dass die Blaue Stunde im Kontext der Revitalisierung des Areals neue Impulse zur Förderung der kulturellen Vielfalt und urbanen Qualität Berlins setzt. -sr
Bautafel
Architektur: modulorbeat, Berlin
Projektbeteiligte: ERTLundZULL, Berlin (Metallbau, Bänke); NOIBAU, Berlin (Holz und Montage, Dächer und Vorhänge)
Bauherr*in: Spreepark Art Space / Grün Berlin
Standort: Kiehnwerderallee, 12437 Berlin
Fertigstellung: 2022
Bildnachweis: Jan Kampshoff, modulorbeat
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